"OUTEN" AUF DER ARBEIT ?



Vor kurzem hat meine Ausbildung angefangen. Das erste Mal, dass ich ein neues Umfeld hatte, seit meiner Diagnose. Als bei mir mein Typ1 Diabetes diagnostiziert wurde, wussten alle in der Schule  Bescheid und sie haben jeden Schritte mit mir mit gemacht. Daher war es für mich normal vor allen zu messen und zu spritzen, da es alle kannte - wie sehr ich diese "Normalität" vermisse! Die frage ist, wie fängt man solch ein "Aufklärunggespräch" am besten an ?!

Als die ganzen Unruhen wegen Bewerbungen losgingen fing ich an mich intensiv mit dem Thema "Erzähle ich von meinem Diabetes bei meinem Bewerbunggespräch" zu beschäftigen. Wie viele habe ich erstmal versucht viele Beiträge auf Blogs zu lesen und mir somit meine eigene Meinung zu bilden. Nachdem ich sehr viel darüber gelesen habe, habe ich lange darüber nach gedacht. Ich habe mich gefragt, in welchem Zusammenhang das wichtig wäre. Nicht ohne Grund gäbe es das Gesetzt in dem festgelegt ist, dass Arbeitgeber nicht nach Krankheiten fragen darf. Klar hat niemand einen Beweis dafür, dass er wegen seines Diabetes benachteiligt wurde, aber ich denke das es in vielen Fällen zutrifft.
Im Gesetz ist zwar geschrieben, dass Arbeitnehmer mit chronischen Erkrankungen diese auch angeben müssen, aber nur wenn es die Arbeit beeinträchtigt. Z.B. ist klar, dass jemand der Blind ist niemals ein Kraftfahrzeug bedienen darf (absurdes Beispiel), aber in wie fern würde mich mein Diabetes in einem Bürojob beeinträchtigen? Klar kann es immer mal wieder zu Über- oder Unterzuckerungen kommen, aber ich denke, dass in diesen Situationen jeder selber entscheiden und richtig abschätzen kann ob er weiter arbeitet und dann mal kurz nicht so wichtige aufgaben erledigt, Pause macht oder mal einen Tag früher geht und dafür den nächsten Tag länger arbeitet. Was ist das schlimmste was passieren könnte? Das man z.B. wegen Ketose ins Krankenhaus muss, aber wie oft ist das schon? Da ist es wahrscheinlicher, dass ein Arbeitnehmer mehrere Male wegen einer Grippe im Bett liegt und nicht arbeiten kommen kann. Ohne Frage ist das Risiko für Arbeitsausfall wegen eines Aufenthaltes im Krankenhaus bei Diabetikern höher, jedoch fehlen sie deswegen nicht mehr als andere Arbeitnehmer - das ist meine Meinung.

Aber ich glaube auch, dass es genau das ist, was Arbeitgeber denken: das Arbeitnehmer mit chronischen Erkrankungen viel häufiger Krank sind - und deswegen werden sie nicht so gerne eingestellt. Zudem haben sie vielleicht bedenken, dass der Arbeitnehmer mit der Zeit sich einen Schwerbehindertenausweis beantragen könnte und das ist häufig bei Arbeitgebern nicht gern gesehen.

Ich habe mich genau aus den Gründen dafür entschieden, bei meinem Vorstellungsgespräch, meinen Diabetes nicht zu erwähnen. Mein Gedanke war: was haben sie davon wenn ich ihnen das jetzt sagen werde? Ich meine bei einem Vorstellungsgespräch geht es ja um meine Qualifikationen und nicht um meinen Diabetes! Und 3 Tage später kam dann auch der Anruf, dass sie mich haben wollen. JUHUU!

Natürlich kreisten in meinem Kopf viele Fragen, weil man ja auch nicht immer versteckt spritzen oder messen möchte. Man fühlt sich ja dann auch nicht wohl damit, geschweige davon was es mental mit einem anstellen kann. Ich überlegte mir oft wie ich das am geschicktesten einfädeln könnte.
Die nächste Gelegenheit stellte sich, als ich meinen Ausbildungvertrag unterschrieben habe und ich die Geschäftsführerin persönlich kennenlernte. Jedoch hatte ich auch dabei wieder zu viele bedenken oder eher angst und habe es auch in diesem Moment nicht erwähnt.




Und dann war es endlich so weit, mein erster Arbeitstag. Ich war sehr aufgeregt und habe mir schon Wochen vorher Gedanken darüber gemacht wie ich das alles am besten machen werde. Ich wollte mich auch nicht direkt in das Zimmer stellen und sagen : "Hallo mein Name ist Francisca und ich habe seit nun fast 2 Jahren Typ1 Diabetes!"
Also habe ich die erste Woche immer heimlich gespritzt und gemessen. Da meine Ausbilderinnen beide immer mal wieder zusammen Rauchen gehen war ich ab und zu alleine im Zimmer und habe somit die Zeit dafür genutzt zu messen. Das ist dann nicht ein ganz so beklemmendes Gefühl für mich gewesen. Zum spritzen bin ich jedoch meistens dann auf die Toilette gegangen, da es sich meistens nicht anders ergeben hat.

Wie bestimmt jeder Diabetiker, vor allem die Frauen, kennen es: man nimmt doch immer relativ viel mit als Diabetiker.  Vor allem die Frauen, die dann extra große Handtaschen mitnehmen um in denen Messgerät, Spritzzeug ect. unter zu bringen. Einmal hat mich meine Ausbildnerin darauf angesprochen, dass ich immer eine so große Tasche mit mir trage und die immer so voll ist. Darauf nahm ich meinen Mut zusammen und habe Ihr von meinem Diabetes erzählt und dass das der Grund dafür ist, warum ich solch eine große Tasche immer mit mir trage. Sie war sehr interessiert und wir haben lange über das Thema gesprochen und dann erzählte sie mir auch, dass auch sie nichts von ihrer Erkrankung erzählt hat, weil sie die gleichen sorgen hatte und es auch noch niemand in dem Unternehmen weiß.

Nun ist es also ein Geheimnis, welches mein Bürozimmer noch nicht verlassen hat und ich mir auch ziemlich sicher bin, dass es auch nur durch mich andere erfahren werden. Es ist ein sehr befreiendes und schönes Gefühl endlich auch mal in meinem Zimmer einfach messen und spritzen zu können und zu wissen das dieses kleine "Geheimnis" sicher ist und die Geschäftsführung oder die Teamleitung erstmal nichts davon erfahren wird.

Und Nein, es ist nicht mein Ziel das ewige Jahre so weiter zu machen. Fürher oder später will ich das allen erzählen können und ganz frei und natürlich damit umgehen können und mich nicht verstecken müssen, aber ich werde dafür erstmal die Probezeit abwarten! In der Probezeit darf der Arbeitgeber ohne Angabe eines Grundes oder ohne Einhaltung eine Frist kündigen und ich will auf jeden Fall verhindern, dass dies ein Grund dafür sein könnte. Und sobald dann meine Probezeit abgelaufen ist und ich immer noch (man hofft nichts anderes) dort angestellt bin, möchte ich es ganz öffentlich machen!
Aber bis dahin ist es unser süßes kleines Geheimnis :)



Und wie sieht es bei Euch so aus? Wie handhabt Ihr das so und wie waren Eure Gespräche mit der Geschäftsführung oder mit Kollegen?



2 Kommentare:

  1. Mir wird es strikt untersagt von meiner Diabetolgin auf der Toilette zu spritzen,wegen der Hygiene etc. Das hat es für mich am Anfang noch ein bisschen verkompliziert, denn vor den Anderen war es mir sehr unangenehm. In der Schule musste ich also einen Raum finden, in dem ich mich spritze. Ist es für deinen Arzt in Ordnung?

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    1. Für meinen Arzt ist es in Ordnung.
      Bei uns auf der Arbeit ist alles immer Sauber und ich wüsste nicht wieso ich mir deswegen sorgen machen sollte :/

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